Wunsch nach mehr Mitsprache und Transparenz
Bocholt (PID). Vom 6. November 2017 bis zum 8. November 2017 tagten in Bocholt im Rahmen des Projektes „Zukunftsstadt Bocholt 2030+“ drei sogenannte Planungszellen. 90 Bürgerinnen und Bürger beschäftigten sich in drei Gruppen mit lokalen Themen wie z. B. Wirtschaft, Verkehr oder Freizeitangeboten. In den kommenden Monaten werten die wissenschaftlichen Partner die Ergebnisse aus und fassen sie in einem Bürgergutachten zusammen.
Bürgergutachten im März 2018
Anfang März 2018 werden die Ergebnisse an Bürgermeister Peter Nebelo übergeben. Erste Erkenntnisse zeigen: Die Bürger wünschen sich mehr Mitsprache und Beteiligungsformen, wenn´s um lokale Themen geht. Die Einrichtung eines Zukunftsbüros und der “Jungen Uni in Bocholt” fanden Zuspruch.
„Hinter uns liegen drei ereignisreiche Tage“, fasste Stadtkämmerer und Sozialdezernent Ludger Triphaus, der die Strategiegruppe „Zukunftsstadt“ leitet, zusammen. In Bocholt wurde das Bürgerbeteiligungsverfahren der Planungszellen im ehemaligen Herdinggebäude erstmalig durchgeführt. Moderiert wurde es vom Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung der Bergischen Universität Wuppertal und der Gesellschaft für Bürgergutachten.
So funktioniert eine Planungszelle
In Planungszellen beraten zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger über ein bestimmtes Thema. Nach einem kurzen Vortrag eines Experten erarbeiten sie in Kleingruppen eine Liste mit Aspeken, die sie für wichtig erachten. Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, mithilfe eines Tablets nach eigenen Wünschen zu gewichten. Im Ergebnis wurden mehrere Ranglisten erstellt, die jetzt wissenschaftlich ausgewertet und zu einem Bürgergutachten zusammengefasst werden. Dieses Gutachten sollen der Politik und der Verwaltung künftig als Entscheidungshilfe dienen.
Mobilitätskonzept und Bocholt als Gesundheitszentrum
So ging es etwa um das Thema Verkehr und Mobilität. Am Dienstagmorgen besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür exemplarisch die Ravardistraße. Sie ist ein stark genutzter Knotenpunkt in der City, an dem Radler, Autofahrer und Fußgänger aufeinander treffen und Händler, Anwohner und Gastronomen ansässig sind. Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der städtischen Tochter Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) und mit den Stadtwerken Bocholt zusammen verantwortlich für das Mobilitätskonzept, führte ins Thema ein. Dann wurde eifrig diskutiert, etwa über den Schilderwald an der Stelle oder die Frage, was passiert, wenn man die Ravardistraße zu einer reinen Fußgängerzone umgestalten würde.
Auch mit dem Thema Wirtschaft in Bocholt beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So erarbeiteten sie gemeinsam nach einem Anstoß von Wirtschaftsförderer Wendelin Knuf und Andreas Brill, Geschäftsführer des AIW Unternehmerverbandes, welche Potenziale in Bocholt weiter gefördert werden sollten. Genannt wurden u.a. Bocholt als Gesundheitsstandort oder auch das gut funktionierende internationale Netzwerk. Im Anschluss an die Kleingruppenarbeit konnte jede einzelne Teilnehmerin und jeder einzelne Teilnehmer nach eigenen Wünschen Schwerpunkte setzen.
Planungszelle aus Interessensvertretern
Anders als bei anderen Planungszellen, die die wissenschaftlichen Partner bereits durchgeführt hatten, bestand eine von den drei Planungszellen in Bocholt exklusiv aus Interessensvertretern der Stadtverwaltung, Politik und verschiedenen Institutionen und Vereinen. Darin sehen die Partner ein besonderes Forschungsinteresse: „Es wird spannend sein zu sehen, ob die Interessensvertreter gleiche Schwerpunkte setzen, wie die anderen beiden Planungszellen, die aus zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern bestanden“, so Mark Schwalm von der Bergischen Universität Wuppertal.